Ein Jahr, nachdem ich fast an Leukämie gestorben wäre, bin ich wieder voll da: Back to life, back to reality!
Jahrestag
Heute vor exakt einem Jahr, am 3. März 2022, sah es schlecht für mich aus. Nach Wochen mit immer schlechter werdender Gesundheit und ohne Feststellung der Ursache konnte ich mich vor Erschöpfung kaum bewegen. So war ich nicht in der Lage, von der Reha an der Rax abzureisen. Nicht einmal Koffer packen war mehr möglich. Nach einer Nacht ohne Besserung wurde ich am Morgen mit der Rettung ins Krankenhaus Neunkirchen gebracht. Dort saß ich also am Gang im Rollstuhl, mit notdürftig gepackten 3 Koffern und einem geschätzten Dutzend Plastiksackerln mit meiner Habe, und wartete auf das Ergebnis der Untersuchungen. Und das war rasch da: „Leukämie“. Meine Reaktion war irgendwie seltsam: Ich war total erleichtert, dass ich nun endlich eine Diagnose hatte. Dass nun endlich klar war, was mein Problem ist. Der Ernst der Lage war mir nicht annähernd bewusst. Ich war auch einfach nicht in der Lage, meine Situation zu verstehen.
Am seidenen Faden
Es ging weiter mit der Rettung ins Hanusch-Krankenhaus in meinem Heimatbezirk Penzing. Nach wenigen Tagen landete ich für 3 Wochen auf der Intensivstation – nachdem sich die Lungenfunktion dramatisch verschlechtert hatte. Eine doppelseitige Lungenentzündung hatte für Wasser in der Lunge gesorgt. Auf erste Therapien sprach ich nicht an. Irgendwie bekam ich wie durch einen Nebel mit, dass die Ärzte meinen Geschwistern gegenüber (deutlicher) und mir gegenüber (leicht entschärft) erklärten, dass sie nicht wüssten, ob ich durchkommen würde. Mein Leben hing an einem seidenen Faden. 7 Wochen sollten vergehen, ehe ich das Hanusch-Spital verlassen durfte.
Back to life
Heute, genau ein Jahr später, bin ich wieder voll da. Spätfolgen machen sich zwar noch bemerkbar, aber das Leben macht Freude wie nur selten zuvor. Das hängt auch damit zusammen, dass ich mein Leben erst so richtig zu schätzen gelernt habe, nachdem ich es beinahe verloren hätte. Schöne Momente, freie Zeit, geliebte Menschen so richtig genießen. Da gibt es noch so viel mehr: E-Bike-Ausfahrten, schreiben und sinnieren im Kaffeehaus, zurücklehnen und einfach mal ohne schlechtes Gewissen nichts tun. Das Leben macht so richtig Spaß.
Was den Unterschied zu meinem Leben vor der Leukämie macht? Ich weiß, dass es jederzeit vorbei sein kann. Ich weiß, dass die Leukämie jederzeit wieder kommen kann. Ich weiß, dass nichts im Leben selbstverständlich ist – nicht einmal das Leben selbst. Und so denke ich mir:
Wenn es morgen schon vorbei sein könnte, warum sollte ich heute nicht mein Leben genießen?
Besser könnte man es nicht sagen. „Eines Tages werden wir alle sterben!“ „Ja, aber an allen anderen Tagen werden wir es nicht.“
Back to Reality
Arbeit ist sinnstiftend: So heißt es oft. Für viele eine hohle Phrase. Für mich ergibt das auf einmal Sinn. Nach einem halben Jahr fast durchgehend im Krankenhaus mit Fadesse und Verzweiflung warten viele neue Aufgaben – beruflich und privat. Und da steigere ich mich mit Freude hinein. Endlich wieder etwas gestalten – und damit auch ein bisschen etwas bewegen, so klein die Auswirkung auch sein mag. Aber ich sehe die Resultate meiner Tätigkeit – und allein das gibt schon wieder Kraft.
Leidenschaft Schreiben
Langsam, aber doch, beginnt das Schreiben wieder Spaß zu machen, genieße ich es, meine Gedanken in flüssiger Tinte am jungfräulichen Papier Gestalt annehmen zu sehen. So entstehen – so komisch es auch klingen mag – die meisten meiner Blog-Beiträge. Ganz normal offline auf Papier, beim Kaffee, allein mit meinen Gedanken, frei in meinen Entwürfen. So plane ich auch schon meine nächsten Posts.
Neue Blog-Schwerpunkte
Ein paar Schwerpunkte beginnen sich schon in meinem Kopf zu bilden: So werde ich natürlich weiter Persönliches schreiben, Gedanken, Gefühle, Emotionen. Einfach mein Leben.
Dann möchte ich einen großen Schwerpunkt aufs Fachliche legen: Medien, Kommunikation und Politik. Nun ist auch meine gesperrte Masterarbeit öffentlich verfügbar. Es war eine spannende, erkenntnisreiche und intensive Arbeit an Thesen, Analysen und Schlussfolgerungen. Dazu habe ich mich in drei Semesterarbeiten systematisch auf das Thema vorbereitet. Die wichtigsten Punkte werde ich sukzessive in meinem Blog publizieren und zur Diskussion stellen, ehe ich die Arbeiten dann in vollem Umfang veröffentlichen werde.
Als Politik-Fan werde ich natürlich auch diesem Thema einige Posts widmen – im Unterschied zu früher aber nicht mehr parteipolitisch. Ich werde politische Ereignisse analysieren, bestimmte Prozesse und Entscheidungsfindungen erläutern und versuchen, manches auf den ersten Blick Unverständliches begreifbar zu machen. Dazu werde ich einige Episoden, Anekdoten und Bonmots aus meinem viertel Jahrhundert in der Politik zum Besten geben. Ich möchte zeigen, wie es in der Politik abseits von Parteispitzen und Blitzlichtgewitter abläuft und wie sehr es oft menschelt.
Back to life, back to reality
Ja, das Leben ist zurück. Ja, ich bin wieder voll in der Realität ankommen. Ich werde versuchen, jeden Moment davon zu genießen. Und ich werde es genießen, mich wieder meiner Leidenschaft, dem Schreiben, zu widmen. Wir lesen uns!